.

11. August - Tag 36 Pausentag in Salzwedel

Autor: Eckhard 12.08.2015
grenzpate.de - 11. August - Tag 36
grenzpate.de - 11. August - Tag 36
grenzpate.de - 11. August - Tag 36

Heute bin ich 5 Wochen unterwegs, habe ca. 800 km hinter mir und heute meinen 2. Pausentag. Das ist eine gute Gelegenheit für meine Zwischenbilanz und eigene Gedanken.

Als ich gestartet bin, wollte ich die harte, herausfordernde Männertour. Mein verstorbener Vater hat ebenfalls in Kriegs- und Flüchtlingsjahren eine sehr harte und entbehrungsreiche Zeit gehabt. Ich selber war immer eher ängstlich und zurückhaltend. Ich denke, ich wollte mir, meinem Vater und meiner Umwelt zeigen, dass ich auch meine Ängste überwinden kann. Das ist mir, zumindest für mich selber, gelungen und das ist für mich wichtig.

Ich habe erfahren, dass ich alleine und ohne Geld überleben kann und somit unabhängig bin. Was auch immer passiert, ich brauche für mein Leben keine faulen Kompromisse eingehen, weder in Beziehungen noch für materielle Versorgung. Und das ist ein geiles Gefühl. Natürlich bin ich mir bewusst, dass der "Ernstfall" anders aussieht, und ich habe dieses Gefühl in mir, dass für mich gesorgt ist.

Und ich bin stolz auf meine Leistung, sie gibt mir Selbstvertrauen und Mut. Ich habe gelernt, mit meiner Angst, Traurigkeit und Einsamkeit liebevoll umzugehen, ohne sie zu bekämpfen oder zu unterdrücken. Das ist für mich sehr befreiend, denn damit bin ich authentischer.

Im 2. Teil genieße ich die Reise, schaue über den Tellerrand und nehme mich und die Umwelt bewusster wahr.
Mir kommen Gedanken und eigene Muster ins Bewusstsein, die ich früher nicht erkannt habe. Es ist faszinierend, wie viel die Mitmenschen mir geben können und wollen, wenn ich ehrlich und ohne Vorurteile auf sie zugehe.
Einfach wie ein neugieriges Kind ohne Erwartungen und Wertung.

Und ich möchte mich für eure Unterstützung und Feedbacks bedanken.
Ich kann sie momentan nicht alle beantworten aber das hole ich nach.

Es gab einige Zuschriften mit dem Thema "Eigene Fehler, wie bekämpfe ich diese und werde ein besserer Mensch?" Es ging um Egoismus, Unfähigkeit für Gefühle, Beziehungen, Ängste usw. Das waren und sind, auch meine Themen.

Ich habe dazu in meinem Leben folgende Erfahrungen gemacht:

1.) Bekämpfen von ungeliebten Eigenschaften
Das Bekämpfen von eigenen Charaktereigenschaften oder Gefühlen ist nicht zielführend.
Dadurch unterdrückt man etwas, was da ist und zu einem gehört. Und dieser Kampf bindet Energie. Ich lerne immer mehr, diese Eigenschaften liebevoll anzuerkennen und zu erkennen, wozu sie da sind. Wozu brauche ich zum Beispiel meine Angst, Egoismus oder Krankheit.
Welchen Nutzen hat sie für Mich?
Und kann ich sie liebevoll loslassen?

2.) Egoismus
"Egoismus ist nicht spirituell, es sollte besiegt werden."
Ich halte davon nichts.
Egoismus ist Teil unserer Natur und Persönlichkeit.
Ich möchte allerdings meinem Herzen erlauben, diesen Egoismus zu kontrollieren. Mein Herz sagt mir, wenn es übertrieben und schädlich für Andere ist. Ich muss nur lernen, diese leise Stimme des Herzens zu hören und dann bewusst zu entscheiden.
Manchmal fühlt es sich auch gut und richtig an, den eigenen Weg gegen den Widerstand der Anderen zu gehen. Wer nur mit dem Herzen lebt ohne eigenen Egoismus wird oft zum Spielball der Umwelt und hat kaum eigene Identität. Wer nur Egoismus ohne Herz lebt, kann vielleicht materiell reich aber nicht wirklich glücklich werden.

3.) Gefühle
Mein großes Thema.
Ich musste erst lernen, meine Gefühle wieder zu entdecken und zuzulassen. Sie waren tief in mir verborgen, dadurch war ich geschützt und unangreifbar. Ich konnte Gefühle völlig unterdrücken und eiskalt sein. Leider war das Leben entsprechend.
Es war und ist ein langer und unbekannter Weg, diese Gefühle wieder zuzulassen und sich dadurch verletzlich zu machen. Für mich ist es aber der einzige Weg ins Leben. Wichtig ist allerdings, in welchem Umfeld man diese Transformation macht.
Ich habe mir dafür einen sicheren und geschützten Rahmen gesucht.

4.) Beziehungen
Die wirklich echten und authentischen Beziehungen sind für mich das wichtigste Lebenselixier.
Und die allerwichtigste Beziehung siehst du im Spiegel. Sich selbst zu lieben und wertzuschätzen ist die Basis für eine erfüllte Partnerschaft und Beziehungen zu anderen Menschen.
Du kannst nur geben, was du hast.

Morgen geht es wieder weiter, bin gespannt.

  • .
  • .