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05. August - Tag 30 Von Hornburg nach Hohnsleben (41 km)

Autor: Eckhard 06.08.2015
grenzpate.de - 05. August - Tag 30
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Nachdem ich in Hornburg gefrühstückt habe, bin ich gegen 9 Uhr aufgebrochen. Frisch und total motiviert. Mein Wirt hat mir das Motto für ein Glückliches Leben verraten. Auf meine Frage: "Wie geht es Ihnen? " sagte er: "Heute ist mein allerbester Tag." Wow, dachte ich, ist seine Pension ausgebucht oder hat er im Lotto Gewonnen? Also fragte ich nach, Warum? Da sagte er: "Gestern ist vorbei und morgen hat noch nicht angefangen. Also ist heute der beste Tag."

Wenn ich mich in besonderen und herausfordernden Momenten, wenn alles schwer und dramatisch erscheint an diese Einstellung erinnere, werde ich nicht unglücklich sein. Ich werde traurig, wütend oder verzweifelt, aber nicht unglücklich. Leider denke ich in den Situationen noch nicht an diese Einstellung. Aber ich bin ja noch jung und kann es ab jetzt trainieren.

Was für eine Zugabe auf der Wanderung.

Der Wandertag war ernüchternd. Flaches Land, Felder, Plattenweg, keine Häuser, Hitze und Mücken. Ich habe nicht an meinen besten Tag gedacht sondern geflucht und gezetert. Mir tat alles weh und ich hatte keine Lust mehr auf diesen Sch...ss.

Da traf ich einen anderen Wanderer, der mir entgegen kam. Heinz ist 76 Jahre jung, mit leuchtenden Augen, der in 4 Blöcken diesen Grenzweg geht. Dies ist sein 2. Block und er geht von Pension zu Pension. Und er startet bei der Hitze sehr früh um gegen Mittag am Etappenziel zu sein. Da hätte ich auch drauf kommen können...
Wow, Heinz, echt ein Vorbild.

Ich bin dann mit Frust und Wut bis nach Jerxheim gegangen, meinem nächsten Ziel. Die Mücken hatten mich fast ausgesaugt, ich brauche Antibrumm. Und in Jerxheim gibt es ... Nichts. Nur einen Imbiss, sonst wie üblich in den Grenzdörfern nichts. Also habe ich mich neu motiviert und bin die 8 km nach Schőnigen gelaufen. Eine große Anstrengung, die sich gelohnt hat. Leben in der Stadt, ein tolles Café und eine Drogerie für Autan.

Ich habe auch das Heimatmuseum besucht und eine tolle Führung bekommen. Es ist traurig, was aus dieser einst reichen Stadt und Region wird. Zuckerrüben und Braunkohle sind nicht mehr gefragt und eine andere Ausrichtung nicht in Sicht. Also gehen die jungen Menschen weg und die Stadt verliert an Glanz.

Danach waren die Lebensgeister wieder zurück und ich bin dann nach Hohnsleben gegangen, wo noch ein großer Teil der Sperranlagen steht, die das Dorf umgeben hat. Das war sehr bedrückend und hat mir die Brutalität der Teilung sehr plastisch gezeigt. So authentisch habe ich es sonst nirgendwo gefühlt. Unglaublich, was Glaubensysteme tun, um ihre eigene Wahrheit durchzusetzen. Ob Glaube, Politik oder Wirtschaft, das scheint sich wie ein roter Faden durch die Menschheit zu ziehen. Und es hat sich nicht wirklich geändert, nur ist es heute nicht so offensichtlich.

Die Mauern von früher scheint heute der Fernseher und Medien zu sein.

In Hohnsleben hat sich mein Zeltplatz schwer getan, mich zu finden. Ich war erst an einem nahen See, wo ich auf eine Gruppe Männer traf. Irgendetwas in mir erzeugte ein schlechtes Gefühl, worauf ich auch gehört habe. Also bin ich wieder zurückgegangen.

Also habe ich einen Platz neben dem Haus von Matthias gefunden, der sehr gastfreundlich war. Seine Frau hat mir noch Nudeln mit Tomatensauce gemacht. Zum morgendlichen Kaffee war ich schon weg. Ich habe von Heinz gelernt und bin früh aufgebrochen.

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