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03. August - Tag 28 Von Papenburg nach Hornburg (29 km)

Autor: Eckhard 04.08.2015
grenzpate.de - 03. August - Tag 28
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Die Nacht im Zelt neben den Tieren war eine neue Erfahrung. Um 5 Uhr war die kalte Nacht beendet, denn die Symphonie der Tiere begann. Schon während der Nacht gab es immer wieder Proben.

Ich habe dann meine Sachen getrocknet und meine Füße verarztet. Unglaublich, was diese paar Quadratzentimeter aushalten und leisten. Sie sehen aber auch entsprechend aus. Da wird Anne, eine Freundin, Kosmetikerin und Fußpflegerin nach meiner Heimkehr Überstunden machen müssen :-)

Um 7 Uhr kam der Landwirt und wir haben uns noch etwas unterhalten. Er sagte mir, ohne zu jammern, dass die ganzen Subventionen nur in den Landwirtschaftsfabriken ankommen. Aber nur ein Teil unserer Steuergelder, die riesige Verwaltung frisst ja fast die Hälfte. Also dort, wo das Fleisch "produziert" wird, das eigentlich keiner von uns essen mag. Dort, wo Tiere nicht als Lebewesen sondern als Stückgut betrachtet wird. Dort, wo kein Konsument hinschauen darf oder will. Dort, wo wir unsere Seele verkaufen.

Bei den kleinen Betrieben, die ihrem Vieh noch Namen geben, kommt nichts an. Und mit der Produktion von Getreide und Pflanzen scheint es in den Großbetrieben nicht besser zu sein. Dort wird gespritzt und gedüngt, was erlaubt ist. Und das Schlimmste ist, es wird viel zu viel produziert, was entweder vernichtet wird oder in Drittländer kommt, die dann aufgrund des Dumpingpreises keine eigene Landwirtschaft aufbauen können.
Und trotzdem würde dieser Mann nicht mit den Großbetrieben tauschen, da er seinen Beruf mit dem Herzen lebt.
Das beeindruckt mich sehr und ruft mir meine Verantwortung ins Bewusstsein.

Nachdem ich mich verabschiedet habe, bin ich bis nach Hornburg gewandert. Die Berge liegen hinter mir, jetzt geht es in das flache Land. Super, dachte ich mir, jetzt wird es leichter. Aber bei 35 Grad im flachen Land ohne Bäume ist es eine körperliche Qual.

Ich habe viel Wasser getrunken, aber die körperlichen und mentalen Schmerzen sind deutlich und intensiv. Die lange Reise steckt mir in den Knochen und ich denke voller Sehnsucht an den Zieleinlauf. Jetzt sind mein Wille und meine Ausrichtung gefragt und ich muss auf meinen Körper hören. Das ist für mich eine neue Erfahrung, denn oftmals gehe ich über meine Grenzen, nach dem Motto " Im Schweiße deines Angesichts".
Ich bin bis an meine Grenze gekommen, ich bin um ca. 18 Uhr in Hornburg angekommen und habe mir den Luxus einer günstigen Pension genommen.

In der Pension Reinhardt habe ich den Besitzer kennengelernt, der ebenfalls seine kleine Pension aus vollem Herzen betreibt. Wahnsinn, die Menschen, die ihre Berufung gefunden haben, jammern nicht und beschweren sich nicht. Sie berichten und erzählen, was ist.

Morgen werde ich einen Ruhetag einlegen und es mir gut gehen lassen. Und ich fühle mich bei dem Gedanken unwohl, es macht mir fast ein schlechtes Gewissen. Ein altes Muster, aber es darf doch auch leicht gehen, oder?
Wem möchte ich eigentlich etwas beweisen, mir, euch oder wem? Eine spannende Frage und eine neue Möglichkeit für mein Wachstum.

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